18.12.2006
Am Horn von Afrika droht über Weihnachten ein Blutbad
Somalische Muslime rüsten zum Heiligen Krieg gegen äthiopische Besatzer
Am Horn von Afrika droht über Weihnachten ein Blutbad
Somalische Muslime rüsten zum Heiligen Krieg gegen äthiopische Besatzer
M o g a d i s c h u (idea) – Am Horn von Afrika droht kurz vor Weihnachten ein Blutbad, wenn islamische Extremisten aus Somalia und Soldaten des christlich geprägten Äthiopien aufeinander prallen. Auf die unmittelbar bevorstehende Kriegsgefahr machen Menschenrechtsorganisationen und die Kommission für Religionsfreiheit der Weltweiten Evangelischen Allianz aufmerksam. Nach US-amerikanischen Presseberichten haben islamistische Kräfte in Somalia zum Heiligen Krieg gegen Äthiopien aufgerufen. Sie setzten der Regierung in Addis Abeba eine Frist bis 19. Dezember, ihre Truppen aus dem Land abzuziehen. Seit einer Großdemonstration am 8. Dezember in Mogadischu rekrutieren militante Muslime Kindersoldaten und schicken sie an die Front der äthiopisch besetzten Gebiete. Die Extremisten erhalten Waffen und humanitäre Unterstützung aus Ländern wie Iran, Syrien, Saudi-Arabien und Libyen sowie von militanten Organisationen, etwa der Hisbollah. Zur Abwehr einer Infiltration militanter Muslime hat Äthiopien, wie die New York Times berichtet, mit stillschweigender Unterstützung der USA Truppen über die Grenze nach Somalia einsickern lassen und einige Gebiete unter ihre Kontrolle gebracht. Außerdem sollen muslimische Bewegungen bekämpft werden, die vom verfeindeten Eritrea unterstützt werden. Wenn der Krieg ausbricht, wird Somalia, das bereits eine Zeit der Anarchie erlebt hat, erneut ins Chaos gestürzt.
Berlin soll Druck auf Addis Abeba ausüben
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) wirft der EU und der deutschen Bundesregierung vor, nicht genug zu tun, um einen Krieg am Horn von Afrika zu verhindern. Als wichtigste Handelspartner und Geberländer Äthiopiens könnten die Europäer mehr Druck auf Addis Abeba ausüben, um die Spannungen zwischen den Nachbarländern abzubauen, forderte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius (Göttingen) am 18. Dezember. Äthiopien müsse seine in Somalia stationierten Truppen sofort abziehen. Von den 9,6 Millionen Einwohnern Somalias sind fast alle Muslime. Der Anteil der Christen wird auf 0,2 Prozent geschätzt. Von den 69 Millionen Einwohnern Äthiopiens gehören etwa 40 Prozent zur orthodoxen Kirche. Zwölf Prozent sind Mitglieder einer protestantischen Kirche, knapp ein Prozent ist katholisch. Der muslimische Anteil beträgt 35 Prozent. Die übrigen bezeichnen sich als nicht-religiös. Von den 4,3 Millionen Einwohnern Eritreas sind 47,9 Prozent Muslime und 47,4 Prozent Christen, die meist der orthodoxen Kirche angehören.