10.01.2005
Peter Schneider ist heimgegangen - ein Nachruf von Hartmut Steeb
Zwei Monate vor seinem 80. Geburtstag, den er am 1. März hätte feiern dürfen, wurde Peter Schneider, trotz des hohen Alters für die Familie und seine Freunde überraschend, am letzten Tag des Jahres 2004 heimgerufen. „Ich bin die Auferstehung und das Leben!“ Mit diesem Wort ist die schlichte Todesanzeige der Familie überschrieben, die in aller Stille im engsten Familienkreis Abschied genommen hat. So war es offenbar sein Wille.
Die Deutsche Evangelische Allianz und mit ihr die gesamte evangelikale Bewegung blickt dankbar zurück auf das Leben und den Dienst von Peter Schneider. Wer ihn und seinen Lebensweg kannte würde wohl noch stärker sagen: Wir blicken dankbar zurück auf das, was Gott mit diesem Menschen getan hat. Denn dass er einmal zur „Stimme Billy Grahams“ würde – von 1960 bis 1970 – und mit seiner auch von der säkularen Presse gewürdigten besonderen Übersetzergabe der vollmächtigen Verkündigung Billy Grahams in Deutschland zum Durchbruch verhelfen konnte, war nicht in seine Wiege gelegt. Noch bis zum Ende des Krieges zeigte er wenig Interesse am christlichen Glauben. Seine Großmutter, die – so berichtet er es selbst in seinem lesenswerten Lebenszeugnis „Das habe ich mit Gott erlebt“ (erschienen im Hänssler-Verlag 1998) – für ihn gebetet habe, fand bei ihm mit ihrem christlichen Zeugnis auch keine Aufnahme. Erst im Gefangenlager nahm sein Interesse durch die Einladung in einen Lager-Bibelkreis zu. Zum lebendigen Glauben kam er dann bei einer Evangelisation 1951 in den USA, übrigens durch die als plump geltende Frage eines Jugendlichen „Bist du gerettet?“.
Aber diese Frage und die dann von ihm gefundene Antwort einer persönlichen Entscheidung für Jesus Christus war die entscheidende Lebenswende, die von da an seinen danach angetretenen Dienst als CVJM-Sekretär in Berlin, als Mitarbeiter der Berliner Stadtmission, als Vorbereiter, Organisator, Schulungsleiter und Übersetzer bei Billy Graham-Evangelisationen und bei der Gründung des Deutschen Zweiges der „Aktion: In jedes Haus!“ geprägt hat, deren erster hauptamtlicher Leiter und Direktor und dann auch über viele Jahre Vorsitzender er war.
Schon in den sechziger Jahren und für die große Billy-Grahm-Evangelisation Euro 70 war er immer wieder für die zeitlich befristeten Aktionen im Auftrag der Deutschen Evangelischen Allianz angestellt und rastlos unterwegs. Aber seine hauptamtliche Anstellung als Geschäftsführer und Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz datiert erst aus dem Jahr 1972. Nach dem so viel geistliches Leben durch die Evangelisationen aufgebrochen war, nachdem z.B. auch eine Arbeitsgemeinschaft für Hausbibelkreise entstanden war, wollte die Deutsche Evangelische Allianz erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg auch einen hauptamtlichen Geschäftsführer anstellen. Es war also durchaus eine Nachfolge-Aktion zu den Evangelisationen, jetzt die Deutsche Evangelische Allianz langfristig zu stärken. Peter Schneider war für diesen Auftrag der richtige: Er hatte das Herz für die Einheit alller wiedergeborener Kinder Gottes. Er war überzeugt von der Wirksamkeit des Gebets, von der Großmutter angefangen bis zur Gemeinschaft des Gebets über die Denominationsgrenzen hinweg. Er war ein Mann der Evangelisation: Selbst in einer Evangelisation überführt hat er für diese Weise der Verkündigung des Evangeliums eine besondere Leidenschaft und Gabe entwickelt. Und er hat diese Möglichkeit so hoch eingeschätzt, dass er deshalb auch alles daran legte, alles bestmöglich vorzubereiten und die Nachfolgearbeit sorgsam zu planen, wohl wissend, dass nicht die Planungen das entscheidende sein würden.
Für die Zusammenarbeit zum Zwecke der Evangelisation setzte sich Peter Schneider engagiert ein, auch bei der Gründung des „Arbeitskreis für evangelistische Aktionen“ (AfeVa), der zur Brunnenstube des Christival, des missionarischen Jahres 1980, der evangelistisch-musikalischen Jubila-Konferenzen und schließlich auch noch zur Gründung des Deutschen Zweiges der Lausanner Bewegung führte.
Was bleibt? Eine große Dankbarkeit für einen Bruder, der sein Leben von Jesus in die Hand nehmen ließ, den die evangelistische Leidenschaft zu einem Mann der Einheit der Gemeinde Jesus und damit zu einem engagierten Allianzmann machte. Wir sind ihm dankbar, dass er immer wieder einen neuen Ruf zu neuen Diensten – oft verbunden mit Wechseln seiner Arbeitgeber und beruflichen Unsicherheiten im Blick auf die Zukunft – gehört und befolgt hat. So darf er viele Spuren des Segens hinterlassen.
Und ganz persönlich füge ich als sein Nachfolger im Dienst der Deutschen Evangelischen Allianz an: Ich denke dankbar zurück an viele ermutigenden Begegnungen. Er hat mich von früher Jugend an fasziniert (schon als Übersetzer von Billy Graham im Stuttgarter Neckarstadion 1963). Richtig kennen lernen durfte ich ihn im Zusammenhang der Vorbereitung des Gemeindetags 1975 und in Folge meiner Übernahme der ehrenamtlichen Geschäftsführung der Stuttgarter Evangelischen Allianz 1976 sind wir uns immer wieder begegnet. Schon damals funkte bei mir schon ab und an einmal der Gedanke auf: Mit diesem Mann einmal zusammenzuarbeiten, das wäre schön! Und dann kam für mich die überraschende Berufung 1987, nach seiner Zurruhesetzung 1988 seine Nachfolge antreten zu dürfen. Was bin ich dankbar, wie er mich auf diesen Dienst grandios vorbereitet hat. Ich darf in Geleisen gehen, die er wesentlich mit gelegt hat! So bin ich auch persönlich dankbar, ihn als Freund, Berater und Bruder gehabt zu haben.
Hartmut Steeb