29.02.2004
100 Jahre Hohe Mark
Die Deutsche Evangelische Allianz gratuliert<br />
O b e r u r s e l (idea/DEA) – Die von Evangelikalen geleitete Klinik Hohe Mark (Oberursel bei Frankfurt am Main) muß sich bis heute aus den Pflegesätzen von 1998 finanzieren, obwohl seither allein die tariflich vereinbarten Gehälter um rund 15 Prozent gestiegen sind. „Die Sozialleistungsträger fordern von uns mehr Leistungen, als sie zu zahlen bereit sind“, kritisierte Krankenhausdirektor Karl-Wilhelm Hees am 1. März bei einer Pressekonferenz zum 100jährigen Bestehen der Klinik. Weitere Einsparungen im Haus seien nicht möglich, da man sonst Leistungen kürzen müsse, zu deren Erbringung man gesetzlich verpflichtet sei. Um die Weiterarbeit der Klinik zu ermöglichen, hätten alle Mitarbeiter seit Oktober 2003 bis Ende 2004 auf zehn Prozent ihres Gehalts verzichtet. Der Vorsitzende des Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes, Otto Buchholz (Berlin), nannte das Verhalten der Krankenkassen einen Skandal. Kliniken würden hingehalten, und man bestrafe ausgerechnet die Einrichtungen, die schon vorher besonders sparsam gewirtschaftet hätten.
„Leib- und Seelsorge gehören zusammen“
Die Klinik Hohe Mark wurde 1904 von dem Frankfurter Nervenarzt Adolf Friedländer als private Heilanstalt „für Nerven- und Gemüthskranke“ aus dem deutschen und ausländischen Hochadel eingerichtet. Im Oktober 1933 übernahm der Deutsche Gemeinschafts-Diakonieverband das Haus und gab ihm seine evangelikal-pietistische Prägung. In den folgenden 70 Jahren haben rund 250 Diakonissen in der Einrichtung gearbeitet. Heute hat die Klinik jährlich 2.100 Gäste (76.500 Übernachtungen), womit die 216 Betten und 15 Plätze in der Tagesklinik zu 93 Prozent ausgelastet sind. Die Hohe Mark beschäftigt 310 Mitarbeiter. Pflegedirektor Gerd Haselhorst wies vor Journalisten auf die geistliche Ausrichtung des Hauses hin: „Leib- und Seelsorge gehören für uns zusammen; wir unterstützen Patienten auch bei der Sinnsuche.“
40 Prozent der Patienten sind Evangelikale
Nach Worten des Ärztlichen Direktors, Prof. Arnd Barocka, hat die Hohe Mark ihre christliche Fundierung seit 1933 behalten: „Man spürt diesen Geist bis heute unter den Mitarbeitern.“ Therapeutische Schwerpunkte der Klinik seien Menschen mit posttraumatischen Belastungsstörungen, die sie etwa durch Verkehrsunfälle, Brände oder Überfälle bekommen hätten. Des weiteren würden Patienten mit Eßstörungen und mit extremen emotionalen Schwankungen behandelt. Das christliche Engagement sei auch daraus abzulesen, daß man drei Krankenhausseelsorger habe – üblich sei nur einer. Rund 40 Prozent der Patienten seien Evangelikale. Der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb (Stuttgart), lobte in einem Grußwort die Hohe Mark „als einen Ort, an dem Christen zugeben dürfen, daß sie krank sind und daß sie göttliche und menschliche Hilfe für ihr Leben brauchen.“
Das Grußwort im Wortlaut
„Natürlich meint „Hohe Mark“ die herrlich gelegene Landschaft, in der die Klinik ihren Sitz hat. Aber sie könnte ja eigentlich auch auf ganz andere Art und Weise vom letzten Jahrhundert künden, in dem eine besonders „Hohe Mark“ vermittelt wurde und wird, die eben mehr war als eine billige Reichsmark oder D-Mark und die sich auch nicht in Euro und Cent messen lässt. Gesundheit ist ein hohes Gut, für das Menschen viel Geld ausgeben. Und manche würden noch mehr Geld dafür ausgeben, wenn ihnen denn geholfen werden könnte. Aber in der Klinik Hohe Mark weiß man etwas davon, dass sich Gesundheit trotz allem Zwang zur Wirtschaftlichkeit und Rationalität nicht mit Euros gegen rechnen lässt, nicht mit Mark und Euro aufzurechnen sind und nicht käuflich erworben werden können. Und die „Hohe Mark“ kündet davon, dass es eben auch bei der Leib-Sorge nicht nur um ein materielles Gut geht. Deshalb gehören hier Leib-Sorge und Seel-Sorge zusammen.
Hier wird der Mensch als Mensch in ganz besonderer Weise betrachtet. Hier ist klar: der Mensch erfährt seine Wertschätzung nicht nach Gesundheitsidealen, sondern daraus, dass er Geschöpf Gottes ist. Gott hat sein Ja über jedem Menschenleben, über dem Gewollten und Ungewollten, über dem Geborenen und Ungeborenen, über dem von Menschen bejahten und von Menschen verneinten, über denen, die Menschen „würdig“ erscheinen und über jenen, die von Menschen als nicht mehr menschenwürdig beurteilt werden. Gottes Ja steht über jedem Menschen. Deshalb ist der Mensch nicht nur Patient und Klient, sondern Gottes gute Gabe. Auch den Erschöpften gilt das schöpferische Ja Gottes.
Als Deutsche Evangelische Allianz danken wir der Klinikleitung Hohe Mark, dass sie an diesen hohen Menschenwerten festhält und deshalb den Menschen als Ganzes sieht, ganz vor Gottes Augen. Und deshalb wird der Mensch hier gesehen als solcher, der auch wieder ganz heil, ganzheitlich heil werden soll. Das bedeutet nicht nur eine äußerliche Gesundung, sondern eine innere Genesung. Hier weiß man um das Geheimnis, das Heil-Sein zusammenhängt mit dem, der Menschen wirklich Heilung und Heil schenkt, in dieser Zeit und auch in Ewigkeit. Gott selbst, der Schöpfer, Erhalter und Vollender dieses Universums und der Menschheit.
Wir grüßen die Klinik Hohe Mark auch als einen Ort, an dem Christen zugeben dürfen, dass sie krank sind und dass sie göttliche und menschliche Hilfe für ihr Leben brauchen. Die Klinik Hohe Mark hat wesentlich dazu beigetragen, ein klareres Bild in der christlichen Gemeinde dafür zu bekommen, dass Menschen auch an der Seele erkranken können und dass dies nicht minder und nicht mehr ist als eben ein Mangel an Gesundung und Heil sein, dem geholfen werden darf und geholfen werden muss. Dabei ist auch immer klar geworden und klar geblieben: Auch wer nicht völlig gesund ist, bleibt wertvoll und ist ganzer Mensch, ganz Mensch vor Gott!
Dass die Klinik Hohe Mark diesen Dienst auch in den nächsten 100 Jahren im Geist Jesu Christi, mit seelsorgerlicher und ärztlicher Kompetenz tun kann, das ist mein Wunsch für die Klinik selbst, die Patienten und Klienten und für die Gesellschaft in unserer Zeit, die so dringend mehr braucht als oberflächliche Gesundheit!
In dankbarer Verbundenheit
Ihr Hartmut Steeb“