06.01.2003
"Unglaublich große Koalition" für Verbreitung der Bibel
„Jahr der Bibel“: Theologische Bandbreite von sehr liberal bis äußerst konservativ
"Unglaublich große Koalition" für Verbreitung der Bibel
„Jahr der Bibel“: Theologische Bandbreite von sehr liberal bis äußerst konservativ
S t u t t g a r t (idea) - Im „Jahr der Bibel“, das die Kirchen am 1. Januar eröffnet haben, sollen Menschen nicht nur die Heilige Schrift entdecken, sondern vor allem Gott finden. Dies wünschte der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Präses Peter Strauch (Witten) vom Bund Freier evangelischer Gemeinden, bei der Eröffnungsfeier in Dresden. Er begrüßte die „unglaublich große Koalition“ von Kirchen, Gemeinschaften und christlichen Werken mit dem gemeinsamen Ziel, das „Buch der Bücher“ besser bekanntzumachen. Die theologische Bandbreite der prominenten Unterstützer reiche von sehr liberal bis zu äußerst konservativ. Hinter dem „Jahr der Bibel“ stehen die EKD, die (katholische) Deutsche Bischofskonferenz, die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) und die Deutsche Evangelische Allianz als Vertretung freier christlicher Werken. In der Schweiz wird das „Jahr der Bibel“ von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) begrüßt; Träger sind die evangelische Bibelgesellschaft und das katholische Bibelwerk. In Österreich ist das „Jahr der Bibel“ eine Gemeinschaftsaktion von Ökumenischem Rat der Kirchen und einigen freien Werken, etwa der Evangelischen Allianz, dem Bibellesebund und dem Evangeliums-Rundfunk. Nach Ansicht des stellvertretenden EKD-Ratsvorsitzenden und sächsischen Landesbischofs Volker Kreß (Dresden) soll das nach 1992 zum zweiten Mal durchgeführte Bibeljahr alle Altersgruppen für die Heilige Schrift begeistern und damit „Hoffnung für das Leben“ geben. Der Bischof des katholischen Bistums Dresden-Meißen, Joachim Reinelt, sagte, auch Atheisten könnten aus der Bibel lernen. Der ACK-Vorsitzende, der evangelisch-methodistische Bischof Walter Klaiber (Frankfurt am Main), bezeichnete die Bibel als Grundlage der Gegenwartskultur.
120.000 Kinder beteiligen sich an einer „Bibel-Entdecker-Tour“
Für das Projekt haben die beiden großen Kirchen rund 1,5 Millionen Euro bereitgestellt. Die kirchlichen Bibelwerke, die kleineren Kirchen und die freien Werke beteiligen sich mit 700.000 Euro an den rund 2,2 Millionen Euro Gesamtkosten für Ausstellungen, Feste, Bibelkurse und Gottesdienste. In etwa 10.000 Gemeinden finden Veranstaltungen statt. Nach Angaben des Projektleiters, Pastor Steffen Kahl (Stuttgart), findet das Bibeljahr bei Freikirchen und evangelikalen Gruppen die größte Resonanz. Auf katholischer Seite beobachte man ein wesentlich größeres Interesse als 1992.. Zu den Höhepunkten gehört zählt die Wanderausstellung „Bibelbox“, die in zehn Großstädten gezeigt wird. Zur „Bibel-Entdecker-Tour“ haben sich mehr als 120.000 Kinder in über 6.000 Orten angemeldet.
Auf 1.416 Seiten eine handgeschriebene Bibel
Zur Vorbereitung auf das Bibeljahr haben 600 Frauen und Männer aus ganz Deutschland die gesamte Bibel per Hand abgeschrieben und illustriert. Herausgekommen sind 1.416 Seiten, die demnächst in Leder eingebunden werden und voraussichtlich im Herbst der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Die im Mai 2000 begonnene Fleißarbeit sei ein Gegenstück zur Flut der Computertexte, erläuterte die Initiatorin, die 53jährige Buchhändlerin Ulrike Fleck (Waldshut-Tiengen), das Projekt. Die Bild-Zeitung kündigte eine tägliche Kolumne mit Bibelworten an, zu denen Prominente aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Unterhaltung und Sport persönliche Anmerkungen machen. Am 16. Januar erscheint eine Sonderbriefmarke, die eine aufgeschlagene Bibel mit der Hand eines Lesenden zeigt. Die Erinnerung an den „religiösen Klassiker“ - so die Erläuterung der Deutschen Post - kostet 55 Cent.