05.10.2020
Aktion „Deutschland singt“ auf über 150 öffentlichen Plätzen
30 Jahre Deutsche Einheit: Tausende bei „Danke-Demos“
Berlin (idea) – Tausende Bürger haben sich an musikalischen „Danke-Demos“ zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit am 3. Oktober beteiligt. Zum gemeinsamen Singen auf öffentlichen Plätzen um 19 Uhr hatten die bürgerschaftliche Initiative „3. Oktober – Deutschland singt“ und der Verein „Danken.Beten.Feiern“ aufgerufen. Die Teilnehmer trugen brennende Kerzen und sangen zehn festgelegte Lieder, darunter das Volkslied „Die Gedanken sind frei“, den Choral „Nun danket alle Gott“ und das israelische Lied „Hevenu shalom alechem“ (Wir wollen Frieden für alle). Vielerorts wurden auch die National- und die Europahymne angestimmt. Projektträger war der Bundesmusikverband Chor & Orchester (Berlin). Als Schirmherren fungierten der EKD-Ratsvorsitzende, Heinrich Bedford-Strohm (München), und der Präsident des Zentralrates der Juden, Josef Schuster (Würzburg). Initiator war die von Bernd Oettinghaus (Frankfurt am Main) geleitete Projektgruppe „3. Oktober Gott sei Dank – 30 Jahre Wunder der Freiheit und Einheit“. Wie er auf Anfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea sagte, geht die Initiative davon aus, dass zwischen 150 und 200 Veranstaltungen unter Corona-Bedingungen stattgefunden haben. Die Teilnehmerzahl war meist beschränkt. Um die Organisation kümmerten sich vor Ort unter anderem Chöre, Kirchengemeinden, Evangelische Allianzen und Vereine. Die örtlichen Leitungen hätten an vielen Orten um Genehmigungen ringen müssen, so Oettinghaus. Er selbst moderierte in Frankfurt am Main die Aktion, die von Bibel TV live übertragen wurde.
Frankfurt am Main: Für Zusammenhalt in Vielfalt
In der Mainmetropole beteiligten sich rund 1.000 Bürger, darunter Mitglieder von 15 Chören. Veranstalter waren die Stadt Frankfurt, die Kirchen, die Evangelische Allianz, internationale christliche Gemeinden und Jugendverbände. Unter den Mitwirkenden war auch die Kantorin der Jüdischen Gemeinde der Stadt, Leah Frey-Rabine. Bürgermeister Uwe Becker (CDU) nannte die Aktion ein wichtiges Zeichen für den Zusammenhalt der Gesellschaft in Vielfalt. Es gelte, die Zukunft gemeinsam und mit Gottvertrauen zu gestalten.
Bischof Jeremias: Kaum etwas verbindet so wie gemeinsames Singen
In Greifswald führte der Bischof der Nordkirche im Sprengel Mecklenburg und Pommern, Tilman Jeremias, durch das Programm. Dabei sagte er vor mehr als 350 Menschen: „Kaum etwas verbindet Menschen mit unterschiedlicher Geschichte und verschiedenen Ansichten so wie das gemeinsame Singen. Deshalb feiern wir vor dem Greifswalder Dom dankbar 30 Jahre gemeinsames demokratisches Deutschland und 30 Jahre Mecklenburg-Vorpommern.“ Beteiligt waren auch freikirchliche Gemeinden und die Neuapostolische Kirche. In Weimar luden die örtliche Evangelische Allianz und die „ACHAVA Festspiele Thüringen“ zum gemeinsamen Singen ein. Über 400 Bürger nahmen auf dem Marktplatz teil. Am Rande des Platzes waren Antworten von Einwohnern zur Frage zu lesen „Wofür sind Sie dankbar, wenn Sie an die Wende, deutsche Einheit denken?“. Ein 78-Jähriger schrieb: „Mit 18 abgehauen, seit fast 30 Jahren wieder hier, danke, deutsche Einheit!“. In Dresden kamen etwa 200 Bürger auf dem Altmarkt vor der Kreuzkirche zusammen. Dabei sagte der Mitbegründer und Leiter des sozialmissionarischen Vereins „Stoffwechsel“, Ralf Knauthe: „Ich habe tiefe Dankbarkeit im Herzen für das Wunder, das Gott unserer Nation geschenkt hat. Denn aus der Geschichte heraus hätten wir es nicht verdient.“
Nürnberg: Christen in der ehemaligen DDR haben Geschichte geschrieben
Mehr als 200 Menschen trafen sich auf dem Nürnberger Jakobsplatz. Dazu eingeladen hatte die Evangelische Allianz Nürnberg. Mit einem Grußwort beteiligte sich auch der Nürnberger evangelische Regionalbischof Stefan Ark Nitsche. Der örtliche Allianzvorsitzende, der Baptistenpastor Mathias Barthel (Nürnberg), rief dazu auf, von den Christen in der ehemaligen DDR zu lernen. In einem System der Unfreiheit hätten sie durch ihren Einsatz für Freiheit und Gewaltlosigkeit Geschichte geschrieben.
Hannover: Einheit und Frieden ein großes Gottesgeschenk
In Hannover kamen im Rahmen der Aktion bereits am Vorabend des Einheitstages rund 80 Bürger zusammen. Dabei sagte Gundula Rudloff vom Leitungsteam der örtlichen Evangelischen Allianz: „Gerade in der Corona-Krise, wo Ängste zu mehr Polarisierung und Radikalisierung führen, wollen wir die Dankbarkeit in den Vordergrund stellen.“ Sie nannte es ein großes Gottesgeschenk, dass man auf 30 Jahre deutsche Einheit und 75 Jahre Frieden in Deutschland zurückblicken könne.
Fast 200 Teilnehmer in der „Singenden Stadt“ Pohlheim
Auch in Kleinstädten versammelten sich Bürger am 3. Oktober zum musikalischen Dank. So beteiligten sich im rund 18.000 Einwohner zählenden Pohlheim (bei Gießen) fast 200 Einwohner und Gäste auf dem Rathausplatz. Mehr waren nicht zugelassen. Mit dabei war der Konzertchor aus dem sächsischen Riesa, der einen Ausflug nach Mittelhessen unternommen hatte. Pohlheims Partnerstadt Strehla ist eine Nachbarstadt von Riesa. Unter den Sängern war der Vorsteher der Pohlheimer Stadtverordnetenversammlung (Stadtparlament), der frühere Rektor der Freien Theologischen Hochschule in Gießen, Prof. Helge Stadelmann (CDU). Pohlheim trägt auch den Beinamen „Die Singende Stadt“ wegen ihrer zahlreichen Gesangvereine und sonstigen Chöre. Fünf davon gestalteten die Feier mit.